Qi…die geheimnisvolle Lebensenergie

Ich begrüsse Sie herzlich zu diesem besonderen Thema.

Neben der wohltuenden, regenerierenden und vitalisierenden Wirkung einer Massage liegt mir die Energiearbeit mit Reiki sehr am Herzen. Nachdem meine bisherige Wahrnehmung in meinem Klientenumfeld mir den Eindruck vermittelt hat, daß das Thema Lebensenergie und seine nicht unerhebliche Auswirkung auf unser Wohlbefinden doch relativ unbekannt ist, möchte Ihnen in diesem Beitrag dieses komplexe Thema gern ein Stück näher bringen.

In unserer westlichen Welt liegt der Fokus eher auf dem Grobstofflichen/Greifbaren. Die fernöstliche Kultur hingegen, z.B. die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), ist ohne Qi nicht denkbar.

Wo ist diese Energie zu finden?

Daß wir für die Verdauung unserer Nahrung Energie benötigen, ist noch relativ nachvollziehbar. Irgendwie muss ja aus einer Karotte oder einem Steak etwas Körpereigenes werden und deren Kohlehydrate und Mineralstoffe in die Zellen gelangen. Dieser Prozess braucht je nachdem, wie verdaulich die Nahrung ist, die wir zu uns nehmen und um welche Tageszeit, mehr oder weniger Energie.  

Dann benötigt auch unser Blutkreislauf reichlich Energie, damit unser Blut täglich die vielen tausend (!) Kilometer durch den Körper gepumpt werden kann. Das gilt besonders für unser Herz, als Pumpe für diesen Blutkreislauf.
Der Sinusknoten fungiert dabei als Taktgeber und sendet ein elektrisches Signal an den Herzmuskel, wodurch es zu einer Kontraktion, also einem Herzschlag, kommt. Gibt es Probleme mit diesem Taktgeber, kann es sein, daß uns ein künstlicher Herzschrittmacher eingesetzt werden muss. Dieser funktioniert natürlich nur mit Hilfe einer geladenen Batterie als Energiequelle. Spätestens jetzt wird es auch dem größten Skeptiker einleuchten: auch sein Körper produziert und verbraucht kontinuierlich Energie.

Wenn genügend von dieser universellen Lebensenergie in uns vorhanden ist und sie frei fließen kann, sind wir quasi gesund. Kann sie hingegen nicht mehr frei fließen, können Krankheiten entstehen.

Stellen Sie sich eine Batterie vor. Sie wirkt optisch statisch, aber in Wirklichkeit herrscht in ihr eine hohe Ladung. Wenn Sie nun einen elektrischen Gegenstand an die Batterie anschließen, fließen Elektronen vom Minus– zum Pluspol. Es entsteht also ein Energiefluß. Voraussetzung dafür ist allerdings eine volle Batterie und keine Unterbrechung (Blockade) im Kabel oder Schaden am Gerät.
Genauso kann man sich in etwa die Vorgänge im menschlichen Körper vorstellen. Wir brauchen erstens genügend Energie und zweitens möglichst „freie Leitungen“, in denen die Energie zirkulieren kann. Diese sogenannten Leitungen nennt man in der TCM ‚Meridiane‘.

Meridiane kann man sich als Energielinien vorstellen, die einen niedrigeren Widerstand haben, als das übrige Körpergewebe. Deshalb fließt dort mehr „Strom“. Sie haben keine eigene Struktur, wie z.B. ein Nerv oder Blutgefäß. Es wird angenommen, dass die Meridiane im Bindegewebe, also in den sogenannten Faszien verlaufen. Man kann sich Meridiane als feine Schläuche im Körper vorstellen, die – ähnlich wie bei einem Gartenschlauch – weder einen Knick noch einen Knoten haben sollten, da an diesen Stellen weniger bis gar keine Energie mehr hindurchfließen kann. Das würde zu spürbaren Blockaden im Energiesystem führen, die sich dann irgendwann, je nach Intensität, auch auf die körperliche Ebene auswirken können.

Alle Behandlungsmethoden, die auf Meridiane einwirken, haben somit die Funktion, vorhandene Knoten und Knicke zu lösen und den betroffenen Meridian wieder so weit zu ‚begradigen‘, dass mehr Energie fließen kann. Geeignete Methoden dafür sind u.a. Massagen, Akupunktur, Akupressur, Reiki und Qi Gong.


Woher bekommen wir eigentlich unsere Energie?

Energiequelle Nr. 1 – Unsere Genetik
Die TCM geht davon aus, dass bei der Zeugung, also bei der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle, sich die Energien der Eltern verbinden und so beide ihr Potential an das Kind weitergeben. Das Resultat daraus ist, dass ein Kind bei seiner Geburt entsprechend mit mal mehr, mal weniger Energie auf die Welt kommt. Das können wir leider nicht selbst beeinflussen. Unser persönliches energetisches ‚Bankkonto‘ werden wir ein Leben lang hegen und pflegen müssen, um gesund zu bleiben und lange zu leben.

Energiequelle Nr. 2 – Unsere Nahrung
Unsere Ernährung können wir dafür sehr wohl selbst beeinflussen. In der TCM wird die Nahrung als Medizin von großer Bedeutung angesehen. Immerhin nehmen die meisten Menschen durchschnittlich 3x am Tag etwas zu sich, und was immer wir essen und trinken, hat eine große Wirkung auf unseren Körper und unser Wohlbefinden. Viele unserer Zivilisationskrankheiten sind unserer unausgewogenen Ernährung geschuldet. Ich als ausgeprägte Zuckerliebhaberin kann das aus eigener Erfahrung bezeugen und finde es einfach nur vorbildlich und bewundernswert, wenn Menschen ihre Leiden durch eine komplette Ernährungsumstellung positiv bekämpfen und dafür tapfer und konsequent auf einst heißgeliebte Nahrungs- und Genußmittel verzichten. Ich bin noch nicht ganz soweit…aber ich fange im Kleinen mit Unterbrechungen schon einmal an. 😉

Energiequelle Nr. 3 – Unser Atem.
Wenn Sie z.B. Yoga, Meditation, Tai Chi oder Reiki ausüben, haben Sie sicher schon gelernt, Ihren Atem mit bestimmten Techniken zu steuern und zu vertiefen, um mit jedem Atemzug mehr Sauerstoff und Lebensenergie aufzunehmen. Wir haben es also neben viel Bewegung an der frischen Luft zusätzlich selbst in der Hand, allein durch gezielte Atemtechniken unser Wohlbefinden zu verbessern und unser energetisches Bankkonto immer wieder aufzufüllen. Es kommt einem anfangs ziemlich ungewohnt vor. Vielen ist ihre flache Atmung gar nicht bewußt. Eine vertiefte Atmung wird anfangs als etwas anstrengender als das gewohnte flachere Atmen empfunden. Aber beobachten Sie sich einmal bei einer körperlichen oder mentalen Anstrengung: Wie oft erhöhen Sie ganz unbewußt und selbstverständlich Ihren Energielevel über einen vertieften Atem, wenn Sie darauf angewiesen sind? Beim Laufen, Treppensteigen? Durch einen tiefen Seufzer, wenn Ihnen der Himmel mal auf den Kopf fällt?

Viele Menschen leiden unter Einschlafstörungen. Hier hat sich z.B. die 7-4-3 Atmung besonders bewährt. Probieren Sie es doch einmal aus. Lisa Mesters hat diesem Thema auf ihrem wunderbaren Youtube-Kanal eine ganze Videoreihe gewidmet, die Ihnen den Einstieg leicht macht.

Die 5 wichtigsten Funktionen des Qi

Schutzfunktion:
Qi schützt den Körper vor schädigenden Einflüssen von außen, wie Hitze oder Kälte, beispielsweise indem unser Körper bei starker Unterkühlung ohne eigenes Dazutun zu schlottern oder bei Überhitzung zu schwitzen beginnt.

Wärmefunktion:
Qi kümmert sich darum, dass unser Körper im besten Falle bis in die Finger- und Fußspitzen warm ist. Unsere Organe und unser Blut benötigen zudem zwingend eine konstante Körpertemperatur. Ständig kalte Hände und Füße lassen häufig auf einen Energiemangel schließen.

Bewegungsfunktion:
Alle körperlichen, aber auch psychischen Bewegungen benötigen Energie. Während des Tages verbrauchen wir durch unsere Aktivitäten ständig Energie. Auch unsere Muskeln und Organe brauchen sehr viel davon. Genauso wie das Gehirn, das für seine Denkleistung ca. 20 % (bei manchen weniger 😉 ) unserer täglichen Energie benötigt.

Transformierende Funktion:
Qi ist auch für die Verdauung und Umwandlung unserer Nahrung zuständig, also für den Stoffwechsel. Umwandlung bedeutet in diesem Fall, dass etwas Körperfremdes in Körpereigenes umgewandelt wird, d.h. grob gesagt, dass ein Burger so in seine einzelnen guten und weniger guten Bestandteile zerlegt und umgewandelt wird, dass diese über unsere Blutbahn in unsere Körperzellen gelangen. Es wird jedem von uns einleuchten, dass der für die Verdauung eines Burgers benötigte Energiebedarf ungleich höher liegt, als bei einem Apfel…aber das ist ein anderes Thema. 😉

Erhaltende Funktion:
Qi hat auch die Aufgabe, Körperflüssigkeiten zu regulieren und vor allem die Organe an ihrem Platz zu halten. Hätten Sie das gedacht, daß es dazu extra Energie bedarf? Funktioniert dies nämlich nicht, gibt es Probleme mit den Bandscheiben, den Gleitwirbeln oder es kommt gar zu Absenkungen der Organe.

Liebe Leser*innen, ich hoffe, ich konnte die Komplexität und Bedeutsamkeit der Lebensenergie ein kleines bißchen nachvollziehbarer machen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder tieferes Detailwissen. Es ist ein weitreichendes Thema, welches ich nur im Ansatz verstehe. Aber wir müssen auch nicht alles bis ins letzte Detail verstehen. Es reicht schon, in etwa ermessen zu können, wie lebenswichtig und lebenserhaltend dieses Qi, die Lebensenergie, nicht nur für uns Menschen, sondern für jedes Lebewesen und jede Pflanze in diesem Universum ist – daß das Wohlergehen unseres gesamten Planeten von einem ausgewogenen Energiefluß abhängt.

In diesem Sinne gehe ich jetzt motiviert in meinen Garten und versorge meinen kränkelnden Baum mit etwas universeller Lebensenergie, auch ‚Rei-Qi‘ genannt, auf daß er mir bald mit einer grünen Knospe ein Lebenszeichen von sich sendet…;-)

Ich sende Ihnen eine frische Energiebrise – atmen Sie einmal kräftig durch!

Ihre Brigitte Böttcher-Schneider